Der Fastenbrecher

Ich habe es nie verstanden: Warum Menschen viel Geld für wenig Essen ausgeben. Und ich meine jetzt nicht die Drei-Sterne-Restaurants mit ihren zumeist sehr übersichtlichen, dafür aber hübsch, drapierten Portiönchen, die selbst dauerdiätende Kleidergrößem 34 nicht nachhaltig sättigen.

Nein – mein Thema ist das Heilfasten. Eine der vielen lukrativen Marketingerfindungen der Gesundheitsbranche, die es durchaus verdient, einmal kritisch hinterfragt und verreimt zu werden.

Auszug aus „Der Fastenbrecher“

Ein Mensch fühlt sich nicht ganz gesund
Und findet sich zudem zu rund.
Und dann zwickts ihm auch noch im Nacken
und morgens klappt‘s nicht mit dem Kacken.

Kurz: Trüb ist die Stimmung  und verhangen.
Der Griesgram hält ihn eng umfangen.
Das muss sich ändern, denkt er trüb.
Denn niemand hat mich so mehr lieb.

Er googelt rum und recherchiert,
Und dann ist’s ziemlich schnell passiert,
er findet was, druckt es sich aus.
„Das ist es!“ ruft er fröhlich aus.

Heilfasten liest er, mache froh.
Gesund und fit ja sowieso …
So steht‘s beim Wellness-Kurhotel,
er reserviert es deshalb schnell.

Zimmer frei – oh was ein Glück!
Und bald gibt es nun kein Zurück,
Er hat gebucht, es ist bestätigt,
die Überweisung schon getätigt.

Dann ist’s soweit und er fährt hin
Doch hat er anderes im Sinn.
Er hat sich nicht gut informiert
und ist sehr schnell sehr irritiert: 

Er wollte doch gesund nur essen,
nicht mehr so fett und zuckrig fressen.
Doch gar nichts speisen wollt‘ er nicht.
Ein Kulinarnichts ist zu schlicht.


… © Corinna Freudig 2023