Kurze Texte

Kein blaues Wunder bitte!

Unlängst fiel mir ein Puzzle aus Kindertagen in die Hände – mit einem Motiv, nun ja, für das Mädchen von jeher schwärmen … Natürlich ein Pferd. Mein Puzzle zeigte einen glänzenden Rappen auf einer grünen Wiese. Das Puzzle stammte zwar aus einer Zeit, als grün noch eine bloße Farbbezeichnung und kein politisches Statement war, aber heutzutage kann man so einen Fund ja durchaus als Fingerzeig auf die Ergebnisse der nächsten Wahlen verstehen … Ich für meinen Teil finde die neue politische Farbenlehre in der Hauptstadt ja ganz prima und kann mit dem Berliner Bunt gut leben – und auch der einen und anderen Farbmischung in den Bundesländern. Ich hoffe aber inständig, dass die Wähler es nicht irgendwann zu bunt treiben und wir ein blaues Wunder erleben. Denn die Farbvorliebe einer immer noch viel zu großen Wählerschaft ist erschreckend: Wer blau mag, soll sich eine Jeans kaufen, schwimmen gehen, einen Druck von Yves Klein an die Wand hängen, Heidelbeeren essen oder sich betrinken. Aber bitte, bitte auf keinen Fall die Rechtspopulisten und Rechtsradikalen der AfD wählen! Denn sie sind keine Alternative für Deutschland, sondern nur eine Alternative für Demokratiefeinde.

Wer braucht denn bitte Kultur?

Wir Menschen sind bekanntermaßen Meister des Selbstbetrugs und der Selbsttäuschung. Bei mir sorgte die Apple Box für überaus positive „Enttäuschungen“. Denn durch sie lernte ich: Auf Kunst und Kultur kann man gut und gerne verzichten. Im Grunde genommen bietet ein Leben ohne Kultur nur Vorteile:

  1. Man spart jede Menge Geld, nicht nur für die Eintrittskarten und die dazugehörige Garderobe, sondern auch für Parkplatzgebühren, die den Kartenpreis bisweilen verdoppeln.
  2. Der Hund freut sich, wenn Frauchen und Herrchen  zuhause bleiben und er nicht alleine bleiben muss. Das Kind auch. Aber nur, wenn es noch nicht pubertiert.
  3. Man muss in der Konzertpause keinen Smalltalk mit Menschen bestreiten, die einen nicht interessieren, und sich nicht in einer Schlange einreihen, um das Piccolo-Fläschchen immer erst dann zu ergattern, wenn der Gong bereits das Pausenende anmahnt.
  4. Man kommt um Vernissage-Besuche mit lauen Laudationes herum, bei denen der kuratierende Kunsthistoriker dem Künstler erklärt, was und warum er gemalt hat.
  5. Man wird nicht enttäuscht, wenn man voll freudiger Erwartung ins Theater geht, um einen lieb gewonnenen Klassiker zu sehen. Zum Beispiel „Der zerbrochene Krug“ von Kleist. Denn da sitzt im Regietheater statt des Dorfrichters Adam nun eine Dorfrichterin Eva, die aber eigentlich gar keine Richterin mehr ist, sondern systemische Business Coach mit Mediatorenausbildung.
  6. Man spart auf lange Sicht Steuergelder, weil Kulturinstitutionen, die nicht besucht werden, irgendwann geschlossen werden. Und dann für sinnvolle Maßnahmen wie Tankrabatte ausgegeben werden können, über die sich die Mineralölkonzerne freuen.

Wie ich lernte, die Apple Box zu lieben

Ich gehörte irgendwann zum Lager der Corona-Informationsverweigerer und wollte nicht mehr jede News zum Hohen C dieser bösartigen Königin der Macht hören müssen. Diese Menschen gab es ja auch. Sie kannten tagesaktuell die Inzidenzzahlen von Togo und Papua-Neuguinea, sie lasen parallel mit Karl Lauterbach jede Studie zum Thema, wussten um die Wirkweise einer MRNA-Impfung auf die Struktur von Spike-Proteinen und konnten von Alpha bis Omikron die Veränderungen der Virus-Mutationen und -Varianten erläutern. Mir ist das alles völlig wurscht. Ich hoffe nur, dass sie nicht irgendwann die Varianten von Alpha bis Omega erklären, denn bis dahin fehlen uns noch acht Buchstaben des griechischen Alphabets. Ich jedenfalls hatte die Nase irgendwann voll von einem Corona-Extra hier und einem Pandemie-Brennpunkt dort. Von diesen Heerscharen von Virolog:innen, die auf einmal als geballte Schwarmintelligenz aus ihren Reagenzgläsern kamen. Und auch von König Karl L., den man montags bei Plasberg, dienstags bei Lanz, mittwochs bei Maischberger, donnerstags bei Illner antraf – und der seit seiner Ministerwerdung nun auch noch jede Nachrichtensendung bevölkert.
Und deshalb verabschiedete ich mich vom linearen Fernsehen und sie zog bei mir ein: die Apple Box.

Wissingswertes für Volker und sonstige Verkehrsminister

Wissen Sie, was meine erste Maßnahme wäre, um die Verkehrswende zu beschleunigen? Reisebeschränkungen. Da wäre ich radikal. Denn das Umweltbewusstsein stößt doch immer dann an seine Grenzen, wenn es über Grenzen geht. Und hier muss man ansetzen – denn: Reisen schadet nicht nur der Umwelt, sondern auch der seelischen Gesundheit.

Machen Sie sich doch mal den Spaß, Reiserückkehrer, insbesondere Paare, zum Einzelverhör zu bitten und etwas intensiver, um nicht zu sagen: investigativer, nach ihrem Urlaub auszufragen. Das fördert bisweilen wenig Schönes zutage. Zu viel Baustelle neben der Hotelanlage. Zu wenig Strand vor der Hotelanlage. Zu viel Straße hinter der Hotelanlage.

Schlaflose Nächte, weil das Essen verdorben. Schlaflose Nächte, weil zu heiß. Schlaflose Nächte, weil Bett zu weich. Schlaflose Nächte, weil das Ehegespons fremdflirtet. Schlaflose Nächte, weil lärmende Honeymooner im Nebenzimmer. Schlaflose Nächte, weil die eine Hälfte der vermeintlichen Honeymooner das fremdflirtende Ehegespons ist.

Deshalb bin ich mir ziemlich sicher: Reisebeschränkungen wäre ein Triple Win: Die Scheidungsarten würden drastisch gesenkt. Der Geldbeutel geschont – und die Umwelt auch.