Der erste Tag im Januar …
… und wir sind mitten drin im Winter. So ein Ärger aber auch. Ich verstehe die Menschen nicht, die behaupten, dass sie allen vier Jahreszeiten etwas Positives abgewinnen können. Nicht denen von Vivaldi. Diese Jahreszeiten fand ich früher auch ganz hübsch. Mittlerweile kommen sie mir zu den Ohren heraus, kaum dass sie dort hinein gelangt sind. Das passiert vor allem in Hotels. Dort hat sich Vivaldi als Standard-Frühstücksbeschallung fest etabliert. Vielleicht geben sich die Hotel-Betreiber diesen bildungsbürgerlichen Anstrich, damit sie nicht mit einer Shisha-Bar verwechselt werden. Vielleicht liegt es aber auch daran, dass für Vivaldi keine GEMA-Gebühren mehr anfallen. Wer weiß das schon.
Ich meine hier die anderen vier Jahreszeiten. Die mit ohne Musik. Zwei davon können mir definitiv gestohlen bleiben. Eine wäre eigentlich ganz nett, wenn sie sich ab und daran erinnern würde, dass sie Frühling und nicht Regenzeit heißt. So richtig angenehm finde ich persönlich aber vor allem die Monate, die zu der Jahreszeit gehören, die mit S beginnt und R aufhört. Und ich kann auch erklären warum, ich habe mir darauf nämlich einen Reim gemacht:
Die vier Jahreszeiten
Der Herbst, der färbt die Blätter braun.
Und das ist nicht hübsch anzuschaun.
Und wenig hübsch an ihm ist, dass
es soviel regnet. Das macht nass.
Verschneite Landschaft ist poetisch.
Doch Schnee, den gibt’s nur theoretisch.
Braun und grau bleibt es im Wald,
dem Winter ist der Schnee zu kalt.
Im Frühling schlagen die Bäume aus,
den Menschen macht das gar nichts aus.
Der Frühling ist nämlich ziemlich dement,
und hat seinen Einsatz mal wieder verpennt.
Der Sommer, die Zeit voller Hitze und Glut,
Licht und Sonne tun der Seele so gut.
Manchmal ist es ein bisschen zu trocken,
Doch nachts kann man lange draußen hocken.
Der Sommer, der Sommer, der Sommer ist da!
Ich wünschte, er bliebe das ganze Jahr!
Der beste Tag im Dezember: Ab heute werden die Tage wieder länger!
So, Weihnachten ist für mich gelaufen. Zumindest auf der Bühne: Gestern gab es „Wein, Weib und Weihnachten“ in dieser Saison zum letzten Mal zu sehen – im Weingut Rebenhof in Hochheim, wo ich ausnehmend gerne spiele. Vielleicht liegt es daran, dass die meisten Gäste schon eine Stunde vor Programmbeginn eintrudeln und sich bereits in Stimmung getrunken haben, wenn ich auf die Bühne komme. Das Publikum war jedenfalls großartig!
Übrigens: Wer „WWW“ in diesem Jahr verpasst hat, kann sich hier schon einmal Karten für den 5. Dezember 2025 besorgen. Ui, das ist aber noch lange hin – denken Sie das jetzt? Tja, was soll ich schreiben: Da haben Sie recht. Sie könnten aber auch schon Tickets für einen deutlich früheren Termin, nämlich für den 21. September 2025, erstehen – da feiert mein neues Programm „Freudig erregt. Was mich ärgert, reim‘ ich weg.“ im Theater im Pariser Hof in Wiesbaden Premiere. Karten gibt es hier.
Dezember 2024 (der ist auch nicht viel besser als der November)
Ich bin immer noch freudig erregt! Gestern habe ich zum ersten Mal in der Brentanoscheune im Rheingau gespielt. Das war fein. Wenn man mal davon absieht, dass das Mikro die erste Viertelstunde Faxen machte. Ich dachte ja immer, die Zeit des Faxens sei vorbei … Der Tücke der Technik war dann nur mit einer Lücke im Programm zu begegnen. Und das war gut so: Nach dem Tausch des Headsets lief’s. Volles Haus, tolles Publikum – was will man mehr.
Schön, dass die Zugabe – die mir sportliche Höchstleistungen abverlangt :-))) – goutiert wurde und sich damit schon fast für mein neues Programm qualifiziert hat. Übrigens: Das gibt es zwar erst rudimentär, aber es hat immerhin schon einen Titel; und gleich zwei Plakatentwürfe, die wieder von der Agentur Liebchen stammen und zwischen denen ich mich nicht so wirklich entscheiden kann. Deshalb frage ich Euch – was findet ihr besser? Kleiner Tipp für alle, die sich die Augen reiben und fragen, worin sich diese Bilder unterscheiden. Antwort: gar nicht. Aber da sind ja auch Buchstaben drauf…
November 2024 (der zieht sich und zieht sich)
Heute bin ich durch eine Straße flaniert, die früher einmal für Ihre Antiquitätengeschäfte berühmt war. Das ist lange her. Denn wer träumt heute noch von einem Louis-Seize-Sekretär, einer Biedermeieranrichte oder einer Chippendale-Kommode?
??? —??? Genau. Sehe ich auch so.
Oft stehen Ladengeschäfte erst einmal leer, wenn ein Mieter ausgezogen ist. Das ist nicht schön für eine Innenstadt. Deshalb freue ich mich immer, wenn Geschäfte schnell wieder belebt werden. Und noch mehr freue ich mich, wenn etwas anderes als ein Barbershop oder Nagelstudio einzieht. Aber ob ein Bestattungsinstitut für die innerstädtische Qualitätssteigerung und urbane Wiederbelebung sorgen kann? Okay – vom Handel mit alten Sachen wie Antiquitäten ist der Weg dahin nicht mehr so weit. Aber als ich an einem gräulich-greulichen Novembertag durchfeuchtet und verfroren an diesem Institut vorbeigeschlendert bin, war das kein Stimmungsbooster für meine Laune – zuerst. Denn als ich gelesen habe, dass es jahrezeitlich passend „November“ heißt, hatten die Bestatter meinen ersten Schmunzler. Und als ich nach ihnen gegoogelt habe, habe ich herausgefunden, dass es sich bei diesem Ganzjahres-November um ein Startup handelt, dessen „junge Gründer mit ihrem innovativen Bestattungsunternehmen die Branche umkrempeln wollen“. Herrlich. Die schönsten Geschichten liefert der Alltag. Jetzt muss ich nur herausfinden, was die in diesem Gewerbe unter Innovation verstehen. Ich wette, das hat irgendwas mit GenAI zu tun. Ich werde das herausfinden. Spätestens dann, wenn … naja, Sie wissen schon.
November 2024 (immer noch)
Ich habe versprochen, mich den „hot rodent men“ zu widmen, den Nagetieren unter den männliche Zweibeinern. Aber eigentlich sind sie ziemlich unwichtig. Deshalb nur ganz kurz: Diese Nagetiere knabbern nichts an, sie werden angeknabbert, weil es Frauen gibt, die sie zum Reinbeißen sexy finden. Ich fand Nagetiere auch mal niedlich. Da war ich zwölf Jahre jung und stolze Besitzerin einer mexikanischen Springmaus. Ich jedenfalls kann es nicht nachvollziehen, warum spitze Mause-Zähnchen, fettarme H-milchweiße Haut und abstehende Öhrchen der Boyfriend-Trend des Sommers bei TikTok und Co war. Googelt ruhig, wenn ihr mehr über diese Jungs wissen wollt. Es gibt jede Menge Treffer dazu …
Ansonsten möchte ich einen kurzen Einblick in meine Woche geben, in der ich die Verleihung eines intermedialen Literaturpreises besucht habe. Intermedial sind Kunstformen, die zwischen allen Gattungsstühlen sitzen – man könnte auch freundlicher schreiben, dass sie diese „kombinieren“. Und was kommt da am Ende heraus? Logo: eine Performance. So auch hier. Die Preisträgerin hat aus ihrem aktuellen Roman gelesen. Das war noch ziemlich normal und ganz schön. Dann aber wurde getanzt. Getanzt? Sagen wir so: Sie hat sich auf der Bühne höchst eigenwillig bewegt. Es wurde auch musiziert. Musiziert? Sagen wir so: Es gab Geräusche von einem „Multinstrumentalisten“, der sich der aleatorischen Musik verschrieben hat. Das klingt intellektueller als es ist. Wikipedia schreibt, dass diese Art des Musizierens am Ende zu einem „unvorhersehbaren und weitgehend zufälligen Ergebnis“ führt. Das ist sehr treffend beschrieben. Denn hier wurde zusammengewürfelt, was der Instrumententisch so hergab, vom Synthesizer bis zum Kochlöffel. Deshalb heißt das auch aleatorisch. Die Altphilologen und Asterixfreunde unter den Lesern wissen, was das ist. Alea iacta est. Bei mir ist der Würfel auch gefallen und zwar ziemlich schnell: Für solche Performances bin ich nicht modern genug.
November 2024 (danach)
Das war ein großes Vergnügen! So schnell kommt man als Einzelkind zu drei tollen Schwestern. Doris Reichenauer, Andrea Limmer und Katalyn Hühnerfeld und ich waren dieses Jahr die „Sisters of Comedy“ im Hoftheater Baienfurt und hatten auf und hinter der Bühne richtig viel Spaß und ein richtig tolles Publikum!
November 2024 (davor)
Ich bin freudig erregt, weil ich eine Lücke fülle, die bei den „Sisters of Comedy“ im Hoftheater Baienfurt entstanden ist; und jetzt spiele dort mit vier großartigen Kolleginnen.
So, mehr gibt es an dieser Stelle nicht. Ich bin noch nicht sicher, ob ich Euch eine Fortsetzung zum Thema Book-Tok mit dem Fokus „Cover reveal“ anbieten oder die neueste Entdeckung aus meiner Lieblingsfundgrube für Skurrilitäten vorstellen soll. Das sind die „hot rodent men.“ Ich glaube, ich werde mich denen widmen. Denn das ist so herrlich absurd, dass man es nicht erfinden hätte können. Wenn ihr schon jetzt unbedingt wissen wollt, worum es dabei geht – dann fragt doch einfach schon mal Mr. Google…
Immer noch Oktober 2024:
Ich war wieder da – auf der Frankfurter Buchmesse, die ich früher (logo: als Diplom-Bibliothekarin, wie ich es eine bin) regelmäßig besucht habe. Und ich habe tolle Entdeckungen gemacht. Man kann dort zum Beispiel Nackenkissen kaufen, um bequemer zu lesen. Es gibt viele lustige Postkarten, Kalender für jedwedes Hobby von Kanin-Hop bis Mermaiding, Merch-Produkte für beliebte Buchcharaktere und kleine Leseleuchten, die man sich an die Brille stecken kann, damit man eventuelle Mitschläfer im Bett nicht stört. Das ist praktisch. Aber ich trage nun mal keine Brille. Und irgendwann hat das die Verkaufsdame am Stand, natürlich bebrillt und aus Demozwecken nachtlicht-erleuchtet, auch verstanden.
Ach so – irgendwann habe ich die Bücher entdeckt. Zum Beispiel die vom Lyx-Verlag, den ich bis dato noch nicht kannte. Lyx ist der Verlag für Book-Toker. Das sind vornehmlich weibliche Influencerinnen, die sich aus irgendwelchen Gründen – Mama hat es verboten oder vielleicht ist der BMI zu hoch – nicht halbnackt irgendwo herumräkeln, sondern angezogen sind und ein Buch vorstellen. Das klingt erst mal gut. Lesen ist besser als Softpornos drehen. Aber: Der Softporno steckt hier im Text. Denn es sind vor allem Bücher für „new female adults“ mit eher einseitigen Book Tropes. Das ist das, was früher Genre oder Gattung genannt wurde. Die Lektüre für den new adult dreht sich um „Fake Dating“ (Hey, ich bin Millionär und sehe aus wie Adam Driver. Hahaha…) oder „Slow Burn“ (vor den Flammenwerfer der Liebe hat die Autorin hier das Kokeln gesetzt), um „Enemies-to-lovers“ (so eine Art Stockholm-Syndrom: Wie ich lerne, meine Gegner zu lieben) oder „Forbidden love“ (Sie war 16 und ich 32 … und der Sportlehrer).
Es gibt diese Elaborate wahlweise als Football Romance und als Mafia Romance, es gibt sie mit oder ohne Fantasy und Fabelwesen, sie heißen „Wild love“ oder „Truly forbidden“ und bieten farblich „fifty shades of pink“. Die Cover Reveals sind bei diesen Büchern übrigens ein Kapitel für sich. Und bei mir auch. Mehr über die Optik des guten alten Groschenromans im neuen Look lesen Sie demnächst hier; vielleicht hören Sie darüber aber auch etwas in meinem nächsten Programm.
Oktober 2024:
Manchmal werde ich gefragt, wie ich auf meine Ideen komme … Die Frage ist falsch gestellt. Meistens spazieren die Ideen nämlich zu mir. Sie spazieren aus dem Radio, einem Podcast, einem Gespräch oder der wunderweiten Welt namens wwww.
Da stößt man auf Webseiten, die „Weinyoga“ oder „Wiener Beschwerdechor“ heißen. Hand aufs Herz: Da startet doch auch Euer Kopfkino, oder? Da kann man aber auch von einer Studie lesen, die nachweist, dass Katzen Stöckchen apportieren können – wie Hunde. Für mich ist das ein krasser Fall von kultureller Aneignung. Sehr viel Spaß hat mir auch die Nachricht gemacht, dass es in Südtirol Kommunen gibt, die DNA-Tests von Hundekot machen lassen, um die Besitzer wildkackender Köter aufzuspüren. Man stelle sich nun vor, eine solche DNA wird im Labor mit der DNA eines vermeintlichen Kindsvaters verwechselt. Da sind am Ende doch alle auf den Hund gekommen …
Aber es gibt auch Fundstücke, die nicht komisch oder skurril, aber sehr beruhigend sind. Mitte Oktober wurde veröffentlicht, dass der Söder, Markus seit seinem Amtsantritt als Ministerpräsident in Bayern gerade mal an 11 der 82 Bundesratssitzungen in Berlin teilgenommen hat. Juhu – damit beweist er zweifelsfrei, dass er tatsächlich keine Kanzlerkandidatur mehr anstrebt. Sein Platz ist in Bayern. Und Friedrich muss keine „Iden des Merz“ eines Münchner Brutus mehr fürchten.
September 2024:
Ich tue es. Ungern. Aber es passt so gut. Kurz und bündig und als Vorwarnung für alle, die zu meinem Weihnachtsprogramm „Wein, Weib und Weihnachten“ kommen, das ich ab Ende November vier Mal spiele. Ich werde singen. Zwei Lieder. Mit bekannten Melodien, aber eigenem Text. Das heißt: Das Publikum kann nicht einmal mitsingen. Aber der Tontechniker zieht die Musik sicherlich lauter, wenn es ganz schlimm wird.
August 2024:
SOMMERPAUSE
Juli 2024
Kleine Ergänzung zu dem Eintrag unten: „Auftragsreimen“ macht großen Spaß – also: Wenn jemand von Ihnen oder Euch Bedarf an einem professionell gereimten Text hat, weil die eigene Muse oder der eigene Muserich so gar nicht küssen wollen, gerne melden! Ich texte für Kleinkunst-Kollegen, aber wenn es humorvoll sein darf, gerne auch für andere, die ihre Veranstaltung, ihren Kongress, ihr Jubiläum oder was auch immer wortgewitzt anreichern wollen. In diesem Fall (Veranstaltungen und Co) können Sie bei Interesse sogar die Frau (das bin ich) zum Text dazu buchen.
Juni 2024
Menschen muss man mögen – und wenn man sie mag, dann arbeitet man auch gerne und gut zusammen: Deshalb freue ich mich sehr, dass Katalyn Hühnerfeld in ihrem neuen Programm „Menschen muss man mögen“ fünf Texte von mir für ihre Songs verwendet – drei aus meinem Gedichte-Fundus, zwei Texte habe ich speziell nach ihren Vorgaben geschrieben. Aber unabhängig davon empfehle ich unbedingt den Besuch bei Katalyn. Sie singt, spielt, spricht, ukulelet und pantomimt – und danach werden Sie sicher nicht nur Menschen, sondern auch die Künstlerin mögen.