7. Oktober, der bundesweite Morgenmuffeltag

… was aber nicht das geringste mit meinem heutigen Eintrag zu tun Reingelegt! Denn es geht um eine ganz andere und vor allem ernste Sache: um Künstliche Intelligenz.

Viele Künstler im Allgemeinen und Kabarettisten im Besonderen haben Angst vor ihr. Ich nicht. Bisher jedenfalls. Noch sind die Geistesblitze und Sprachwitze der mir bekannten KIs höchstens unteres Mittelmaß. Der Einfallsreichtum streift die Armutsgrenze und pendelt sich in all seiner Schlichtheit irgendwo zwischen Cindy aus Marzahn und Mario Barth ein. Klingt sehr überheblich. Aber es ist nun mal so: Deren Humor ist nicht mein Humor. Was eigentlich schade ist. Kommerziell betrachtet. Denn Cindy und Mario sind sehr berühmt und sehr erfolgreich und verdienen sicher sehr viel Geld.

Aber zurück zur Sache. Also: Ich habe keine Angst, dass Kabarettisten in absehbarer Zeit von KI-barettisten ersetzt werden.

Was mir viel mehr Sorgen macht, ist die Realität. Denn die produziert wirklich richtig gute Gags. Um da mitzuhalten, muss man schon sehr phantasiebegabt sein.  

Beispiel? Beispiel!

Es gibt einen neuen Tik-Tok-Trend, der viral so richtig abgeht: Junge Menschen verabreden sich flashmob-artig bei Social Media zu einem analogen Sit-in, um – aufgemerkt! – Pudding mit der Gabel zu essen. Ganz im Ernst. Das habe ich mir nicht ausgedacht, wie man hier bei n-tv nachlesen kann.

Zu meiner Zeit gab es das Sprichwort, dass man einen Pudding nicht an die Wand nageln kann. Heute isst man ihn eben realiter mit der Gabel und in Gesellschaft. Putzig. Und irgendwie auch eine gute Nachricht. Mir scheint es eine durch und durch friedfertige Angelegenheit zu sein, kollektiv Pudding aufzugabeln.
Vor allem aber spare ich mir dank solcher Trends viel Zeit, weil ich mir nicht mehr so viel ausdenken, sondern nur im Internet scrollen und surfen muss, um Stoff für meine Neuigkeiten zu finden.

Ich halte mich jetzt einfach an die vornehmste Aufgabe des Journalismus und die bequemste für Kabarettisten.
Sagen, was ist.
Das hat der Spiegel-Gründer Rudolf Augstein als Leitmotiv ausgegeben. Das mache ich jetzt auch.
Sagen, was ist.
Und bin ganz sicher, dass sich der eine oder andere Leser und Publikumsgast fragen wird: Was die sich immer alles ausdenkt …